Qualzucht: Wenn "Schönheit" Weh Tut

 "Hunde und Katzen sind die beliebtesten Heimtiere der Deutschen. Doch wie so Manches im Leben, sind auch sie immer wieder gewissen Modetrends unterworfen. Schon lange „In“ sind Hunde‐ und Katzenrassen mit lustigen Glubschaugen und kurzen Schnauzen. Rassen,  die das Kindchenschema bedienen, und die darum bei vielen Tierfreunden Begehrlichkeiten wecken. Doch wissen leider viele nicht, dass dies mit dem Leid der Tiere „erzüchtet“ wurde. Daher prüfen Sie genau, wer sich an ein Haustier bindet – am besten vor dem Kauf bei einer ausführlichen Beratung durch einen Tierarzt, der um die gesundheitlichen Probleme bestimmter Rassen weiß".    
- Dr. Uwe Tiedemann  Präsident der Bundestierärztekammer 

 
Der Begriff „Qualzucht“ ist kein wissenschaftlicher definierter Begriff. Er beschreibt, kurzgefasst, erblich bedingte Merkmale, die bei Tieren zu Schmerzen, Leiden oder Schäden führen bzw. führen können. In diesem Zusammenhang gibt es auch andere Formulierungen wie z.B. „Defektzucht“ oder der englischer Begriff „Torture Breeding“. Einige traditionelle aber auch neuere Zuchtziele stehen in schwerem Konflikt mit dem Tierschutzrecht. Auch Erbkrankheiten, die kein Zuchtziel sind, können sich durch züchterische Selektion weiter ausbreiten.

 Achten Sie auf die besonderen Merkmale der Qualzucht und kaufen Sie solche Hunde, Katzen und andere Heimtier nicht!  Hier unten finden Sie weitere Informationen.

Qualzucht bei dem Hund

Durch die Selektion auf solche Merkmale kann es bei betroffenen Tieren zu zuchtbedingten Schmerzen, Leiden oder Schäden kommen, z.B. Brachycephalic obstructive airway syndrome (BOAS) (z.B. bei Franzöischen Bulldoggen und Mops) und/oder Augenerkrankungen bei brachycephalen Zuchtformen, Taubheit bei Hunden mit unpigmentierten Köpfen, Bandscheibenvorfällen bei chondrodystrophischen Tieren (z.B. bei dem Dackel),  Fellveränderungen wie die Colour Dilution Alopecia (z.B. bei dem Silver Labrador) und das Merle-Syndrom (z.B. bei Australien Shepards), Gelenkerkrankungen bei übergroßen/überschweren Rassen (z.B. Bullmastiff, Bordeauxdogge, Mastino Napoletano, usw.), Intertrigo bei Tieren mit übermäßigen Hautfalten (z.B. Shar Pei und Basset Hound), etc. 

Qualzucht bei der Katze

Katzen leiden auch unter Qualzuchten besonders die mit Kurznasen, Glubschaugen und die Nacktkatzen. Die sind nicht Süß, sondern gequält. Ein paar Beispielmerkmale bei der Katze sind Faltohren (z.B. bei der Scottish Fold Katze), Haarlosigkeit (z.B. bei der Sphynx), Albinismus, Brachycephalic obstructive airway syndrome (z.B. Britisch Kurzhaar und Perser), Coxarthrose (z.B. Maine Coons und Bengals), Dilatative Kardiomyopathie (z.B. Maine Coons), etc.




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Qualzucht bei dem Kaninchen

Sind die Schlappohren von Widderkaninchen überproportional lang, kann es zu Bewegungseinschränkungen und einem erhöhten Verletzungsrisiko kommen. Auch die Thermoregulation der Tiere ist durch die langen Ohren beeinträchtigt, sowie durch deren fehlende Beweglichkeit die Kommunikation. Die abgeklappten Ohren verschließen den Gehörgang und schränken so zusätzlich das Hörvermögen ein. Durch die Anatomie der Schlappohren ist der äußere Gehörgang kaum belüftet und kann sich schnell mit Zerumen verstopfen. Dies führt bei Widderkaninchen gehäuft zu bakteriellen Infektionen und Ohrenentzündungen.